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Einschreibung in die Entwurfsklassen des D-ARCH
Details Entwurfsprogramm – Herbst Semester 2021
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Angaben zur Professur |
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Lehrstuhl |
Gastdozentur R. Boltshauser |
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Typ |
Gastdozentur Entwurf |
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Standort |
HIT |
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Webseite |
www.doz.arch.ethz.ch/gastdoz |
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Assistierende |
Janina Flückiger, Simon Burri, Felix Hilgert, Sophie Kotter, Sandro Straube |
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Kontakt E-Mail |
janina.flueckiger@arch.ethz.ch |
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Angaben zur Entwurfsklasse |
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Typ |
Entwurf V-IX |
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Thema |
Zirkulär. Vom Material zum Ort (Die Binz, eine ehemalige Lehmgrube) |
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Beschreibung des Entwurfs-programmes |
AUSGANGSLAGE
Auch dieses Semester steht eine ganzheitliche Betrachtung klimabewussten Bauens im Zentrum der Entwurfsaufgabe. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Mehr als ein Drittel des globalen Ressourcenverbrauchs ist derzeit der Baubranche zuzuschreiben, die langfristige Entsorgung vieler standardmässig verwendeter Baustoffe ist ungeklärt, auch der Energieaufwand für den Betrieb des Gebäudebestands nimmt weiter zu.
Wir als Gesellschaft, aber auch spezifisch wir als ArchitektInnen, müssen künftig so sparsam wie möglich mit Landflächen, Ressourcen und Energie umgehen. Letztes Semester wurde das Thema der Zirkularität als Voraussetzung für ein nachhaltiges Bauen verstanden. Dabei sind spannende Ansätze bezüglich der Vorfabrikation von Elementen oder Modulen, Bauteilverbindungen als Knoten oder ganze Systembauweisen entstanden. Nun wollen wir diese Ansätze der Zirkularität weiterdenken, wobei der Fokus auf hybriden Systemen von Re-use-Bauteilen in Kombination mit Lehm liegt. Inspiriert von einem ehemaligen Lehmabbaugebiet – der Binz – und dessen Lehmvorkommnissen, stellen wir die Frage nach einer adäquaten Verwendung dieser lokalen Ressource.
Da der Lehm in der Binz ehemals zur Ziegelproduktion verwendet wurde, ist zu erwarten, dass dieser eine geringe Granulometrie aufweist. Neben aufkeimenden Fragen zur Weiterverarbeitung dieses «fetten» Lehms wollen wir auch die Problematiken gebauter Projekte verstehen und mögliche Verbesserungsansätze erarbeiten. Eine nur schwer zu kontrollierende Erosion, die eine stetige Wartung der Gebäude bedeutet und somit laufende Kosten verursacht, eine zu geringe Druckfestigkeit von Lehmelementen, die ein Bauen mit Lehm im grösseren Massstab nur bis zu einem gewissen Grad ermöglicht, oder die Themen der Fügung, des Schwindens und der Vorfabrikation stehen beispielhaft für zentrale Fokusse der Auseinandersetzung. Die Entwicklung leistungsstarker, hybrider Knotenpunkte in Form von 1:2-Mock-ups soll helfen, gedachte Ansätze praktisch zu prüfen. Neben materialspezifischen und konstruktiven Fragestellungen geht es um die Suche nach ausdrucksstarken, atmosphärischen Architekturen, die eine Identifikation des Nutzers mit dem Gebauten zulassen, und sich somit eine energetisch notwendige Langlebigkeit zum Ziel setzt.
AUFGABENSTELLUNG
Die Binz – ein urbanes Fragment, das mit seiner Gegensätzlichkeit und Heterogenität einen idealen Untersuchungsraum bildet – gilt es im kommenden Semester zu analysieren. Es sollen die Möglichkeiten einer räumlichen Nachverdichtung und eine Zukunftsvision erarbeitet werden. Neben den grossmassstäblichen Studien wird der Fokus schon zu Beginn des Semesters auf das Material Lehm als CO2-armen Baustoff gelegt. Inspiriert von der Nutzungshistorie der Binz als Lehmabbaugebiet sollen vor Ort genommene Lehmproben Aufschluss zu Beschaffenheit und Verarbeitungspotenzial des Materials geben. Nicht nur die lokale Verfügbarkeit von Lehm, auch die positiven bauphysikalischen Eigenschaften und der geringe Anteil an grauer Energie sprechen für eine Auseinandersetzung mit diesem Material. Aus den gewonnenen Erkenntnissen der Lehmproben und dem Wissen über Synergien und Kompensationspotenziale mit anderen Materialien wie Holz, Beton, Stahl oder Recyclingbauteilen werden zu Beginn des Semesters vorfabrizierbare, hybride Knotenpunkte entwickelt, welche im Rahmen der Seminarreise als Mock-ups realisiert werden. Das Entwickeln der Knotenpunkte wird so zum primären Entwurfselement. Neben materialtechnischen und konstruktiven Fragestellungen werden wir eine klimabasierte Entwurfsmethodik verfolgen, die den verantwortungsvollen Umgang mit endlichen Ressourcen und somit das kreislaufbasierte Bauen und die Wiederverwendung von Baumaterialien als Potenzial eines neuen, zeitgemässen architektonischen Ausdrucks sieht.
POTENZIALE DES LEHMBAUS
Ein neues Bewusstsein und Denken im Umgang mit den endlichen Ressourcen lassen uns auch dieses Semester das Material Lehm auf seine verschiedenen Eigenschaften hin ausloten. Dabei ist neben dem geringen Anteil an Grauer Energie und den hervorragenden bauphysikalischen Eigenschaften die lokale Verfügbarkeit des Baustoffes von Interesse. Weltweit entstehen pro Jahr Millionen von Tonnen lehmhaltiges Aushubmaterial, für das unsere Bauindustrie keine Verwendung findet und welches deshalb entsorgt werden muss (über 25 Millionen Tonnen allein in der Schweiz). Warum also nicht diese ungenutzte Ressource verwenden, um damit zu bauen?
Seit Tausenden von Jahren wird der Lehmbau auf unterschiedliche Weise praktiziert und entwickelt: Als Baumaterial ist Lehm nahezu überall auf der Welt verfügbar und ohne grosse Aufwendung von Werkzeugen oder Maschinen als Rohstoff verarbeitbar. So leben selbst heute noch weltweit ca. 30% der Weltbevölkerung in Lehmhäusern.
Mit dem Aufkommen von Zement und der industriellen Revolution wurde die Ressource Lehm in den Industrienationen fast vollständig verdrängt. Wir müssen jedoch unseren heutigen Umgang mit den Ressourcen Sand und Zement sowie Energie für die Herstellung von Beton angesichts der aktuellen klimatischen Entwicklungen auf der Erde hinterfragen. In der Schweiz wie auch in Deutschland und insbesondere in Frankreich in der Gegend um Lyon gibt es eine Jahrhunderte alte Lehmbautradition, an welche wir wieder anknüpfen wollen. Aus unserer Sicht erfordert dies neue Bauweisen, die den heutigen Standards und Bedürfnissen nach einer rationellen Bauweise entsprechen und die das bauphysikalische Potenzial des Baustoffs besser ausnutzen. Auch die Industrie sucht entsprechend nach neuen Verarbeitungsmethoden und Produkten mit ungebranntem Lehm, welche einerseits den Ansprüchen des ökologischen Bauens genügen, andererseits auch mit den heutigen Bauprozessen vereinbar sind. Vorfabrikation, eine hybride Lehmbautechnik oder die Flüssiglehmtechnik sind Beispiele für mögliche Antworten. |
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Thematische und methodische Schwerpunkte |
Entwurf, Konstruktion, Staedtebau, Modellbau, Visualisierungen, Nachhaltiger Lehmbau |
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Lernziele |
• Erkennen des Potenzials von Baustoffen mit unterschiedlichen technischen Eigenschaften, um daraus eigene Ideen für neue Bausysteme zu entwickeln und in einen Entwurf zu übersetzen
• Entwicklung eines prototypischen, hybriden Knotenpunktes beziehungsweise Bausystems
• Auseinandersetzung mit dem verdichteten, nachhaltigen, einfachen Bauen
• Erarbeitung eines breiten theoretischen Wissens über ein Thema, um die daraus resultierenden Erkenntnisse in ein Projekt zu integrieren
• Ganzheitliche Gestaltung von Raumatmosphären im Zusammenspiel von Kontext, Konstruktion, Klima, Nachhaltigkeit und Materialität
• Nachweis der erreichten Ressourcen- und Energieeinsparung
• Praktische Arbeit mit dem Material als Teil des Entwurfsprozesses
• Praktische Arbeit im Visualisierungsprogramm als Teil des Entwurfsprozesses |
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LV-Nr. des Entwurfs |
052-1123-21 |
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Zusätzliche integrierte Disziplin(en) |
Keine |
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Unterrichts-sprache |
Deutsch (Kritiken teilweise auf Englisch. Tischbesprechungen auf Englisch möglich.) |
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Arbeitsweise |
Nur Einzelarbeit |
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Daten Zwischenkritiken |
12. Oktober 2021, 09. November 2021, 30. November 2021 |
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Datum Schlusskritik |
21. + 22. September 2021 |
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Einführungs-veranstaltung |
21. September 2021, 10:00 Uhr, HIL C40.1 |
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Zusätzliche Kosten |
CHF 35 (Schätzung, ohne allfällige Kosten für Modellbau und Seminarwoche) |
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Verfügbare Plätze |
18 |
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Plakat des Entwurfs-programmes |
Plakat ansehen (PDF Datei) |
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