Beschreibung des Entwurfs-programmes |
IDEALE ARCHITEKTUR (HS 18)
Wir starten das Semester mit einer dreitägigen Exkursion nach Mailand, wo wir anhand von ausgewählten Beispielen die Grundprinzipien einer zeitlosen, städtischen Architektur, im besten Fall einer idealen Architektur finden wollen. Wir gehen auf eine gemeinsame Entdeckungsreise – offen und experimentell, aber auch analytisch und kritisch. Der Entwurfsprozess erfolgt in drei Schritten: zuerst die Dokumentation des Mailänder Beispiels, darauf basierend das Formulieren architektonischer Prinzipien und schliesslich, aufbauend auf diese Prinzipien, der eigentliche Entwurf, das Projekt für eine ideale Architektur. Dabei geht es nicht um einen Ort und auch nicht um ein konkretes Programm sondern ausschliesslich um das Wesen der architektonischen Form: Körper, Raum, Typ, Struktur und Material.
Es ist die wichtigste und auch schwierigste Aufgabe für jeden Architekten, seine eigene architektonische Sprache zu (er-)finden. Denn ohne ein Repertoire an architektonischen Vokabeln, wir können auch von Bildern und Formen, Strukturen und Prinzipien sprechen, ist der Architekt sprachlos.
Um diese Sprache, um dieses Repertoire an architektonischen Formen und Prinzipien geht es in unserem Studio: Alle Studierenden erarbeiten sich im Laufe des Semesters ihr Repertoire. Wir könnten auch sagen, sie arbeiten an ihrer eigenen Vorstellung einer idealen Architektur. Dabei ist mit „ideal“ nicht nur schön, vollkommen und erstrebenswert gemeint, sondern vor allem das, was auf einer Idee beruht. Die Studierenden entwickeln individuelle, beim Entwerfen immer wieder neu verfügbare Architektur-Ideen.
Unterstützt wird dieser Prozess von Vorbildern und Beispielen. Denn Architektur lernt man vor allem dadurch, dass man bestehende Gebäude und Entwürfe studiert und in eigene Bilder übersetzt. Reisen, Hingehen und Schauen ist dabei der erste Schritt. Entscheidend ist, dass wir bereits dieses Schauen als schöpferischen Akt verstehen. Aus der Betrachtung entsteht die Erfindung. Dokumentieren wird zu Entwerfen. Und so schaffen wir, indem wir uns mit den Formen, die uns die Architekturgeschichte überliefert, kreativ und kritisch auseinandersetzen, neue Architektur.
REALE ARCHITEKTUR (FS 19)
Das zweite Semester unseres Studios ist gewissermassen das konzeptionelle Gegenstück zum ersten Semester: Der idealen Form ohne Ort und Zeit wird das reale Projekt in einer realen Umgebung im Hier und Jetzt gegenübergestellt. Im Kontext von Klybeck (Basel), einem der grössten städtischen Transformationsgebiete der Schweiz, werden wir ein konkretes Projekt, ein grosses Gebäude entwerfen. Die Studierenden setzen sich dabei mit der aktuellen und brisanten Frage auseinander, wie Wohnen, Arbeiten und Gewerbe im urbanen Kontext kombiniert werden können. Die Aufgabe besteht darin, ein visionäres Szenario für die zeitgenössischen Bedürfnisse städtischen Lebens zu finden und dafür eine architektonische Form zu schaffen.
Methodisch baut „Reale Architektur“ direkt auf dem vorhergehenden Semester „Ideale Architektur“ auf: die Prinzipien aus dem ersten Semester werden im Projekt des zweiten Semesters wieder aufgenommen und weiterentwickelt und mit den spezifischen Aspekten von Ort und Funktion verbunden. Die allgemeine Idee einer architektonischen Form wird so zur konkreten und spezifischen Formulierung. Und hier, in der konkreten Anwendung in einem konkreten Fall erhält die architektonische Form auch ihre gesellschaftliche, ökonomische und letztlich politische Relevanz. Aus ideal wird real. |
Lernziele |
HS 18
Fähigkeit zur systematischen Analyse von Bauten aus unterschiedlichsten Epochen und deren zwei- und dreidimensionale Darstellung und kritischer Beschreibung in Worten. Untersuchung und Verständnis architektonischer Regeln, Qualitäten und Prinzipien. Aneignung dieses Wissens und die Fähigkeit, dieses im eigenen Entwurf anzuwenden.
FS 19
Entwickeln einer eigenständigen, verantwortungsvollen und visionären Haltung zu einer aktuellen gesellschaftlichen Fragestellung. Fähigkeit, (architektur-) theoretische Texte kritisch zu lesen, zu diskutieren und zur Fragestellung in Beziehung zu setzen. Entwickeln eines städtebaulich, typologisch, formal und konstruktiv kohärenten eigenständigen Projekts in einem methodisch kontrollierten Prozess.
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