Beschreibung des Entwurfs-programmes |
Ein städtisches Haus in Wien zwischen
Raumplan und Lebensform
Das Entwurfsthema „Wohnen“ ist im Grunde einfach, es ist quasi „gewöhnlich“ und Lösungen sind darum entsprechend komplex, um nicht vordergründig kompliziert oder banal zu werden.
Seit der Industrialisierung und der Organisation des alltäglichen Lebens in „Wohnen“ und „Arbeiten“ hat sich die Vorstellung davon, wie man sich in Räumen aufhält mehr und mehr eingeengt. Im funktionalen Dogma der Moderne hat sich das Bauen von Wohnraum, Häusern und der Stadt als kulturelle Tätigkeit vielfach in eine einseitig optimierte und regulierte Produktion verfestigt.
Heute ist der Wohnungsbau der am meisten öffentlich, politisch regulierte und administrierte Bereich in der Architektur. Zugleich geht es um die privatesten Räume als Lebensraum für Menschen. Durch die Quantität dieser privaten Raumanordnungen ergibt sich aber auch sein städtebauliches Gewicht und seine allgemein kulturelle Relevanz. Diese Aspekte zeigen, warum der Wohnungsbau wahrscheinlich die komplexeste und gesellschaftlich wichtigste Aufgabe in der Architektur ist. Im Wohnungsbau stellen sich die umfassenden kulturellen, sozialen und ökonomischen Fragen der Architektur und Gesellschaft in jeder Zeit.
Soll die Idee vom „Leben“ als eindeutig beschreib- und bezeichenbarer Lebens - Prozess und Lebens - Raum, vergesellschaftet in Normen und Standards, gefördert und verordnet, so weitergedacht werden; ist nur eine noch feinere Funktionalisierung und Ausweitung funktionaler Prinzipien auch auf alle psychologischen und ethnologische Aspekte nötig - oder ist die Idee der Funktion ein Irrtum?
Wohnen ist ein Grundbedürfnis und der Aufenthalt von Menschen in Räumen unumgänglich. Die Lebensformen und die Lebensbilder sind zwar unüberschaubar, aber in all der Vielfältigkeit „normal“. Was als Rahmen für das Wohnen und die sich über die Zeit verändernden Lebensvorstellungen bleibt, ist der Raum. Er ist die elementare Substanz der Architektur und zugleich die Grundlage für jede menschliche Existenz und Handlung.
Im Entwurf geht es also um den Raum, Raum als Lebensmittel - um einzelne Räume, Raumbeziehungen, um kleine Raumkonstellationen und die Anordnung dieser zu Raumorganismen; es geht um einen Raumplan, ein Haus und ein Bauwerk als Ort, als Lebensraum und als kultureller Charakter - und es geht um Stadt.
Das Semester wird von Markus Peter geleitet
in Kooperation mit Werner Neuwirth aus Wien
Teil des Semesterprogramms ist eine 2-tägige Kurzexkursion nach Wien, mit Vorträgen und Besichtigungen, Diskussionen - 5./6. März 2019 |