Beschreibung des Entwurfs-programmes |
Heute schafft das Amt für Städtebau die Bedingungen dafür, dass die Stadt Zürich “der Ort ist, an dem wir uns zuhause fühlen". Im Hinblick auf weitere 450’000 Menschen, die bis 2050 in den Kanton Zürich ziehen werden, wird von der ZAS* am 17. September 2024 das Ämtli für Städtebau eröffnet. Was ist Zürich, wenn die Wachstumsprognose in etwa der Bevölkerung der heutigen Stadt entspricht? Das Ämtli hat sich die Aufgabe gestellt, die Stadt über ihre Grenzen hinaus zu denken. Es ist das Anti-Amt und das kleine Amt, das grösser denkt, zugleich Bootleg und These, Persiflage und Vertraute des Amts. Das kleine pfiffige Geschwisterkind, das ungefragt sagt, wo es lang gehen soll. Das Ämtli wird vom Amt beäugt und ist gleichzeitig dessen Beobachter. Ämtli sind aber auch kleine Aufgaben, die Menschen innerhalb einer Gruppe für die Gemeinschaft übernehmen.
Als Bürger:innen suchen wir gemeinsam nach Fährten, um eigene Mandate auszulegen: Wie beeinflussen Unternehmenssteuer, City Card und Baunormen die Stadtgestaltung? Schafft die laufende Aufstockungsinitiative nur Gewinn für wenige oder tatsächlich Wohnraum für alle? Inwiefern erlaubt eine innerstädtische Verwaldung das Ausweiten der Stadtgrenzen? Was passiert, wenn die Street Parade an die Thurgauerstrasse zieht? Was will die Genossenschaft Kalkbreite oder der Verein Zitrone in Dübendorf? Zeichnet sich ein Ende der Ersatzneubauten ab? Könnte aus dem Ämtli eine dritte Eingemeindung als ad hoc Hypothese formuliert werden? Aus Fährten entstehen Fälle, die zu Handlungen führen: ein Parlamentsmitglied durch Lobbyarbeit beeinflussen, eine zusätzliche Kategorie für den Zonenplan einführen, einen öffentlichen Wettbewerb ausrufen, die SIA-Norm anpassen, ein neues Suffizienzlabel gründen, eine Volksinitiative lancieren.
Im Herbstsemester laden wir euch ein, zu Kompliz:innen der ZAS* zu werden und das Ämtli zur Aussenstelle des ZAS*-Studios auf dem Hönggerberg zu machen. Um sich mit der Ungewissheit des Wachstums auseinanderzusetzen, erforschen wir konkrete Orte innerhalb und ausserhalb der heutigen Stadtgrenzen. Mit dem Bewusstsein der eigenen Fähigkeit, als Gruppe in der Stadt zu handeln, werden wir Akteurinnen der Umgebung kennenlernen, uns ihre Instrumente aneignen oder umfunktionieren, und schliesslich eine Haltung formulieren. Das Verständnis von Geschichte, Funktionsweise und Machtstrukturen dieser Orte ermöglicht uns, in Echtzeit handlungsfähig zu werden und alternative Gegenentwürfe zu entwickeln. Ziel des Semesters ist ein gemeinsamer Pressebericht, der die gewonnenen Erkenntnisse sowie Entwürfe und Forderungen für die Zukunft für Zürich enthält.
“Information ist Mitbestimmung”, hat die alte ZAS 1970 formuliert und sich einen “ständigen Ausstellungspavillon zur Orientierung der Bürger[innen] über die Konzepte, nicht über Detailfragen” gewünscht. Das Ämtli für Städtebau am Werdmühleplatz, zwischen dem Amt für Städtebau, Hochbauamt und Grün Stadt Zürich, soll für einen Zeitraum von zwei Jahren dazu dienen, aus dem Zentrum heraus ein offenes Zürich zu projizieren. Der prominenten Lage bewusst, kann das Ämtli seine Zentralität ab und an über den Haufen werfen, oder aber zur Bestechung gezielt einsetzen. Aus dem Ämtli überschreiten wir Grenzen – wechseln Rollen, schreiben Kolumnen, überfordern Expert:innen, unternehmen Spaziergänge. Die Formate werden Mittel zum Zweck, um Methoden der Selbstermächtigung zu erproben und eine Veränderung anzustossen, die über das Semester hinaus nachhallt.
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Today, the Amt für Städtebau creates the conditions for the city of Zurich to be “the place where we feel at home”. In view of the additional 450,000 people who will move to the canton of Zurich by 2050, ZAS* will open the Ämtli für Städtebau on September 17, 2024. What is Zurich if the growth forecast roughly corresponds to the population of the current city? The Ämtli has set itself the task of thinking the city beyond its borders. It is the anti-Amt and the small Amt that thinks bigger, at once bootleg and thesis, persiflage and confidant of the Amt. The smart little sibling that tells you where to go without being asked. The Ämtli is watched by the Amt and is at the same time its observer. But Ämtli are also small tasks that people within a group take on for the community.
As citizens, we look for clues to interpret our own mandates: How do business taxes, the City Card, and building codes influence urban design? Does the current "Aufstockungsinitiative" only create profit for a few, or does it actually create living space for all? To what extent does inner-city reforestation allow the expansion of city boundaries? What will happen if the Street Parade moves to Thurgauerstrasse? What do the Kalkbreite cooperative and the Zitrone association want in Dübendorf? Are there any signs of an end to "Ersatzneubauten"? Could a "Dritte Eingemeindung" be formulated as an ad hoc hypothesis by the Ämtli? Traces lead to cases that lead to action: influencing a member of parliament through lobbying, introducing an additional category in the zoning plan, announcing a public competition, adapting the SIA standard, founding a new sufficiency label, launching a popular initiative.
In the fall semester, we invite you to become accomplices of ZAS* and turn the Ämtli into a satellite of ZAS* Studio Hönggerberg. In order to deal with the ambiguity of growth, we will explore specific places within and beyond the current city boundaries. With an awareness of our own ability to act as a group in the city, we will get to know actors in the environment, appropriate or repurpose their tools, and finally formulate an attitude. Understanding the history, functioning and power structures of these places will enable us to become capable of acting in real time and to develop alternative counter-designs. The aim of the semester is a joint press report containing the insights gained as well as drafts and demands for the future of Zurich.
“Information is co-determination”, formulated the old ZAS in 1970 and wanted a ‘permanent exhibition pavilion to inform citizens about the concepts, not about detailed questions’. For a period of two years, the Ämtli für Städtebau on Werdmühleplatz, between the Amt für Städtebau, Hochbauamt and Grün Stadt Zürich, is intended to project an open Zurich from the city center. Aware of its prominent location, the Ämtli can occasionally throw its centrality to the wind, or use it as a bribe. From the Ämtli, we cross borders - change roles, write columns, challenge experts, go for walks. The formats become a means to an end in order to test methods of self-empowerment and initiate change that will resonate beyond the semester.
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mit Jakob Walter, Tamino Kuny, Blanka Dominika Major, Ella Eßlinger, Lian Liana Stähelin, Meghan Rolvien, Jens Knöpfel, Julian Wäckerlin, Milena Buchwalder, Lukas Ryffel, Oliver Xaver Burch, Sonja Flury, Sebastian Oswald, Christoph Zille, Alice Tripet, Lucio Crignola, Jakob Junghanss, Tobia Rapelli |